Wahlprogramm 2019

Nürtingen, eine Stadt, die allen BewohnerInnen, ob Innenstadt oder Teilort, eine hohe Aufenthalts- und Lebensqualität bietet. Was braucht es dafür? Wie kann eine lebendige Innenstadt entstehen?
Die Nürtinger Liste/Grüne macht sich stark für

• Wege und Plätze, die zur Begegnung einladen, mehr Grün- und Spielflächen, eine großzügige autofreie Innenstadt
• innovative Infrastrukturkonzepte, Landesgartenschau als Chance zur Weiterentwicklung

• quartiersnahe Angebote für Gemeinschaft, Freizeit und Kultur
• ein naturnaher Neckar mit attraktiven Freiflächen und einer maßvoll durchmischten Bebauung für Wohnen, Gastronomie, Freizeit und Kultur

Bei allen Vorhaben und Planungen sollen Nachbarschaften und soziales Miteinander gefördert und die BürgerInnen frühzeitig eingebunden werden. Die Sanierung von Schulen und Kindergärten hat Vorrang vor Prestige-Objekten

Auch in Nürtingen ist „Wohnen“ längst ein Kernproblem, der Bedarf kann nicht gedeckt werden. Lange Zeit wurde dies trotz unserer Warnungen ignoriert.
Die Nürtinger Liste/Grüne plädiert für eine Vielzahl umgehend einzuleitender Maßnahmen:

• maßvolle Verdichtung bei schonendem Flächenverbrauch, Geschosswohnungsbau, Aufsatteln, Dachausbau, effektives Wohnraum- und Leerstands-Management

• Schaffung bezahlbaren Wohnraums für Menschen mit mittlerem und unterem Einkommen, Mietobergrenzen und Wohnraum mit Sozialbindung, Vorfahrt für kommunale und genossenschaftliche Wohnungen

Wohnkonzepte für Menschen in allen Lebenssituationen sollen gefördert und BewohnerInnen von zu groß gewordenem Wohnraum attraktive Angebote gemacht werden. Um die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum zu erfassen, soll die städtische Wohnungsnotfallkartei wieder eingeführt werden.

Die Nürtinger Liste/Grüne plädiert für ein neues Mobilitätskonzept mit kurzen Wegen, einer autofreien Innenstadt ohne Parksuchverkehr, gleichberechtigtem Nebeneinander aller Verkehrsteilnehmer und einem deutlich attraktiveren und barrierefreien ÖPNV.

Wir setzen uns ein für

• ergänzende Ansätze wie Bürgerbus, Sammeltaxis, Einbeziehung der Stadtwerke
• eine wohnortnahe Versorgung mit Bushaltestellen, engere Taktzeiten, barrierefreie Haltestellen und Fahrzeuge, zeitnahe Prüfung des S-Bahn-Anschlusses

• ein durchdachtes, gut ausgebautes, barrierefreies und sicheres Rad- und Fußwegenetz

Alle Maßnahmen sollen den Verkehr in der Stadt reduzieren, die Innenstadt beleben und zur Luftreinhaltung beitragen. Sie erfordern eine Umschichtung von Geldern zugunsten des ÖPNV und des Rad- und Fußwegeverkehrs. Günstigere Tarife wie Stadttickets und Sozialtickets sollen zum Umsteigen auf den ÖPNV bewegen und Mobilität auch bei kleinem Geldbeutel ermöglichen.

Eltern benötigen vielfältige Betreuungsangebote für ihre Kinder. Heranwachsende brauchen behutsame Begleitung und qualifizierte Angebote zur Betreuung, Bildung, Förderung und Ausbildung, aber auch die Chance, sich Freiräume anzueignen und Selbständigkeit zu erproben.
So setzen wir uns ein für

• den weiteren bedarfsgerechten Ausbau der Kinderbetreuungsplätze mit vielfältigen Betreuungskonzepten

• Betreuungsmodelle, die auch bei Rand- und Schichtarbeitszeiten der Eltern greifen.
• Ganztagsschulbetrieb und Schulsozialarbeit an möglichst vielen Schulen, eine Gemeinschaftsschule und weitere qualifizierte Betreuungsangebote
• Bei allen Planungen und Vorhaben, die ihre Interessen berühren, sollen Kinder, Jugendliche und Heranwachsende frühzeitig beteiligt werden.

Das große freiwillige Engagement Nürtinger BürgerInnen und viele Träger und Verbände, die sich um soziale Aufgaben kümmern, machen unsere Stadt zu einem lebendigen Gemeinwesen. Nicht alle MitbürgerInnen haben jedoch die Chance, in gleicher Weise am gesellschaftlichen und kulturellen Leben in der Gemeinschaft teilzunehmen.
Damit Herkunft, Alter, Armut oder Behinderung nicht zur Ausgrenzung führen, setzen wir uns ein für

• einen unbürokratischen Zugang zu notwendigen materiellen, strukturellen, sprachlichen und persönlichen Hilfen und differenzierte Hilfeangebote
• Umsetzung der Integrations- und Inklusionskonzepte.

Sensibilität und Verantwortung für Menschen mit besonderem Hilfebedarf dürfen keinesfalls einem geringeren Wirtschaftswachstum oder Prestige-Objekten geopfert werden. Bürgerschaftliches Engagement soll gefördert werden.

Nürtingen, ein zukunftsfähiger, enkelgerechter Lebensort, der den Herausforderungen des Klima- und Strukturwandels aktiv begegnen möchte. Die Nürtinger Liste/Grüne setzt sich ein für

• ein grünes Nürtingen mit einem gesunden Stadtklima und Nischen für den Artenschutz, mit viel Stadtgrün, Fassaden- und Dachbegrünung und einem naturnahen Neckar
• den Erhalt der Biodiversität außerhalb der Siedlungsfläche Nürtingens für zukünftige Generationen, den Schutz von Brutvogelarten auf Streuobstwiesen und Äckern, Kulturenvielfalt, naturnahe Retentionsflächen im Bereich des Neckars und seiner Zuflüsse für Artenschutz und Hochwasserschutz

Angesichts endlicher globaler Ressourcen braucht es nachhaltige Konzepte und Ressourcenschutz wie regenerative Energien, Erstellung einer Gemeinwohlbilanz kommunaler Betriebe, Müllvermeidung („to-go“ Pfandsystem, „Unverpacktladen“).

Bürgerbeteiligung ergänzt die repräsentative Demokratie. Sie kann Demokratie stärken, kreative Ideen entwickeln, Politikverdrossenheit und Populismus entgegenwirken und zur Befriedung der Stadtgesellschaft beitragen.
Leider gelingt das nicht immer. Um eine neue Form der Bürgerbeteiligung zu erproben, hat die Nürtinger Liste/Grüne mit dem Ortsverband der Grünen exemplarisch einen „Bürgerrat“, eine besondere Form der Bürgerbeteiligung, durchgeführt.

Sorgfältig vorbereitet und durchgeführt, bindet ein Bürgerrat BürgerInnen frühzeitig mit ihrem Sachverstand und ihren Ideen ein und macht so „Bürger zu Experten“. Das Verfahren hat sich landesweit bereits bei der Lösung hochkomplexer kommunalpolitischer Themen bewährt.

„Kultur ist kein Luxus, den wir uns leisten oder nach Belieben streichen können, sondern geistiger Boden, der unsere innere Überlebenskraft sichert“. Dieses Zitat des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker sollte Richtschnur für die Kulturpolitik in Nürtingen sein.
Kunst und Kultur können gerade in Zeiten bedrohlicher Krisen und zunehmender Ängste dazu beitragen, Gegengewichte zu bilden und eigene Orientierungspunkte zu finden.

Nürtingen hat eine reiche kulturelle Tradition mit etablierten wie alternativen und innovativen Ausdrucksformen. Diese Vielfalt auf hohem Niveau zeichnet unsere Stadt aus und wirkt weit über die Stadtgrenzen hinaus. Dafür braucht es auch in Zukunft Freiräume und ausreichende finanzielle Mittel.

Frauen stellen die Hälfte der Bevölkerung, sind aber in gesellschaftlichen Führungspositionen nicht entsprechend vertreten. Ein familienfreundlicher Wirtschaftsstandort und mehr Frauen in der Politik kommen Frauen wie Männern zugute. Frauen sind daher gefragt, um ihren Interessen, ihren Sichtweisen und Lebensentwürfen in der Kommunalpolitik Nachdruck zu verleihen.

Aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums des Frauenwahlrechts führen wir unsere Kandidatenliste zur Kommunalwahl 2019 mit einem Frauenspitzentrio an.